Die Must-Sees

Die Bibliothèque Humaniste besitzt unter anderem 154 mittelalterliche Handschriften und 1611 gedruckte Bücher aus dem 15. und 16. Jahrhundert.
Entdecken Sie einige dieser Schätze.

Merowingisches Lektionar, 7. Jh.

Diese Handschrift ist das älteste im Elsass erhaltene Buch. Es soll aus Norditalien stammen.

Das merowingische Lektionar besteht aus einem liturgischen Buch, dessen Texte beim Gottesdienst gelesen wurden. Der zweite Teil des Manuskripts ist eine Weltchronik, eine historische Erzählung in chronologischer Reihenfolge. Der Originaltext wird dem heiligen Hieronymus zugeschrieben.

Mirakelbuch der heiligen Fides, 11.-14. Jh.

Das Mirakelbuch der heiligen Fides ist eine religiöse Handschrift, die kunstvoll mit etwa hundert, mit Pflanzen, Figuren und Fabelwesen verzierten Bildern illuminiert ist. Es schildert unter anderem die Wunder der Hl. Fides sowie die Legende der Gründung des Benediktinerpriorats Schlettstadt.

Diese Handschrift ist eine der schönsten des Museums.

Heilige Schrift, sogenannte Sorbonne-Bibel, 13. Jh.

Die Heilige Schrift wurde der Pfarrei Schlettstadt im Januar 1573 geschenkt.

Dieses Buch enthält die Vulgata, das heißt die Ende des 4. Jahrhunderts angefertigte lateinische Übersetzung der Bibel. Es ist mit zahlreichen Bildern illuminiert, von denen einige mit Gold und einer aus dem Halbedelstein Lapislazuli gewonnenen blauen Farbe verziert sind. Die Organisation und der Stil dieser Handschrift sind typisch für die Pariser Bibeln. Einem handschriftlichen Vermerk am Ende des Buches zufolge war diese Bibel in Konstantinopel gekauft worden.

Seit 1694 wird dieses wertvolle Buch in einem Eichenholzkasten in Form eines Bucheinbands geschützt.

Schulheft von Beatus Rhenanus, 1498-1499

Dieses vor über fünf Jahrhunderten geschriebene Schulheft aus der Renaissance ist ein seltenes Dokument.

Beatus ist etwa dreizehn Jahre alt, als ihm die Zeilen in diesem Heft von seinem Lehrer Crato Hofmann diktiert werden. Dieser unterrichtet von 1477 bis 1501 an der Schlettstädter Lateinschule. Er ist Nachfolger von Ludwig Dringenberg, eines Wegbereiters innovativer Lehrmethoden.

Das Heft zeugt von diesem innovativen Unterricht, aber auch von den Anliegen Crato Hofmanns, der eine moralische und religiöse Erziehung mit dem Studium lateinischer Texte von Autoren der Antike und der damaligen Gegenwart verband.

Cosmographiae introductio, 25. April 1507

Dieses Geografiebuch entstand im Zusammenhang mit dem Projekt der Neuausgabe der Cosmographia von Ptolemäus, deren antiker Text im 15. Jahrhundert neu entdeckt wurde.

Angesichts des Umfangs dieser Aufgabe veröffentlichen die Autoren Matthias Ringmann und Martin Waldseemüller zunächst eine Einführung in die Weltkunde, die Cosmographiae introductio, deren Hauptzweck es ist, die zukünftigen Leser zu vertrösten.

Dieses Dokument gilt als Taufurkunde Amerikas, denn die Autoren geben darin der neuen Welt erstmals ihren Namen: Amerika – benannt nach seinem Entdecker Amerigo Vespucci. Das Werk enthält die Erzählung seiner vier Entdeckungsreisen.

Weltweit existieren nur noch wenige Exemplare dieser ersten Druckausgabe. Dieser Text verbreitete unter den Geographen des 16. Jahrhunderts den Namen Amerika zur Bezeichnung der Neuen Welt.

Das Lob der Torheit von Erasmus, 1522

Das berühmte Werk des holländischen Humanisten Erasmus von Rotterdam Das Lob der Torheit ist eine soziale, moralische und politische Kritik am Klerus, aber auch an der gesamten Menschheit.

Das im Juli 1509, nach der Rückkehr von einer Italienreise verfasste Werk, wird erstmals 1511 in Paris gedruckt. Zum großen Erstaunen des Autors und trotz verschiedener Kritiken, insbesondere seitens der darin verspotteten Theologen, erfreut sich das Werk sich großer Beliebtheit.

Der Originaltitel Moriae Encomium stammt aus dem Griechischen und erlaubt es Erasmus, mit dem Familiennamen seines Freundes Thomas More zu spielen, dem er das Werk widmet.

Navicula sive speculum fatuorum von Johannes Geiler von Kaysersberg, 1511

Die Predigten von Johannes Geiler zur Vorbereitung der vierzigtägigen Fastenzeit vor Ostern wurden 1510 von seinem Sekretär Jakob Other in einer Sammlung zusammengefasst.

Der Text prangert die Schwächen seiner Zeitgenossen an und ist vom Narrenschiff, dem berühmten Werk seines Freundes Sebastian Brant inspiriert.

Die Predigten Geilers sind mit 113 Stichen illustriert, die bereits für die Originalausgabe des Narrenschiffes verwendet worden waren.

Geiler war von 1478 bis zu seinem Tod im Jahre 1510 Domprediger am Straßburger Münster. Mit seinen in deutscher Sprache gehaltenen Predigten wollte er den Christen den Weg zum christlichen Leben und zum Seelenheil weisen. Das kurz nach dem Tod von Geiler gedruckte Buch enthält auch seine erste Biographie, verfasst von Beatus Rhenanus.

Liber Chronicarum, auch Schedelsche Weltchronik oder Nürnberger Chronik von Hartman Schedel, 12. Juli 1493

Im Mittelalter vermitteln die Chroniken den Lesern die notwendigen historischen, religiösen  und weltlichen Kenntnisse für das Verständnis der Welt. Mit der Entwicklung der Drucktechnik und des Holzschnitts können die Exemplare leicht vervielfältigt und illustrierte Versionen angeboten werden. Das ist der Fall des Liber Chronicarum, das über 1800 Holzschnitte enthält. Der Erfolg des Werks beruht insbesondere auf den zahlreichen Ansichten von Städten wie Straßburg.

 

Herbarum vivae eicones ad naturae imitationem… von Otto Brunfels, 1530

Dieses Werk gilt als der Beginn der Botanik mit einem echten wissenschaftlichen, auf Beobachtung basierenden Ansatz.

Die Illustrationen dieses Herbariums gelten als Meisterwerke der Frührenaissance. Sie stellen mit seltener Genauigkeit die gesamte Pflanze in ihren Proportionen dar. Dieses Werk ist mit 238 Holzschnitten illustriert, die Pflanzen mit ihren Fehlern darstellen.

Glossa ordinaria psalterii von Conrad Brampach, 15. Jh.

Das Werk gehört zu den dreißig Bänden, die Johannes von Westhuss, Pfarrer der Gemeinde Schlettstadt, der Pfarrbibliothek vermacht hat. Dieses beeindruckende Manuskript wiegt 10 kg. Der schweinslederne Einband wird von metallenen, mit Fabelwesen verzierten Beschlägen geschützt.

Die Oberseite ist mit einer Kette versehen, um das Buch an einem Pult zu befestigen und es gegen Diebstahl zu schützen.